Tausch: Ein Lebensjahr für eine Million Euro

Den Film gab es ja schon. Deutlich billiger. Eine Million Dollar war das unmoralische Angebot von Robert Redford an Demi Moore. Hollywoodfantasie. Wie viele hätten es sofort umsonst gemacht?

Und jetzt dieses scheinbar kleine, aber leicht vergiftete Angebot. Ein Lebensjahr abgeben für eine Million Euro. Schnelldenker, Schnellrechner werden sofort ja sagen und das letzte Lebensjährchen opfern wollen, weil sie die Pflegesituation in Deutschland kennen, von Parkinson, von Demenz, von Herzinfarkten genug gelesen haben und wissen, dass die meisten Angehörigen immer gesagt haben, darauf hätten sie alle gerne verzichtet.

Noch in der Jugend das Angebot. Vor sich ein schönes Leben mit einer Million Euro im Kreuz. Im Winter Karibik, im Sommer der Tegernsee und über Weihnachten nach St. Moritz. Wenn wir schon auf 365 Tage verzichten, dann aber am Ende. Vorher bitte das Leben kompakt, intensiv, spaßig, volle Kanne, Überholspur, Gas statt Bremse.

Das sieht jeder Fünfte so in Deutschland in Baden-Württemberg sogar jeder Vierte. Das überrascht. Dort wo sie alles außer Hochdeutsch können, gut, beim ehemaligen Ministerpräsidenten war es auch das Englisch, also wo die Arbeitsloserate gering, die Automobilkonzerne groß sind und Vollbeschäftigung lange Zeit kein leeres Wort war und immer noch am Abend Zeit bleibt für einen Trollinger. Dort wo die Sparsamkeit groß geschrieben wird, würde jeder Vierte auf ein Lebensjahr verzichten. Dass versteht wer will. Ausgerechnet die Schwaben geizen nicht mit dem Leben. Der Ruf des Geldes wird im Musterland deutlicher gehört als in den weit ärmeren Bundesländern Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern. Verdrehte Welt.

Nicht die Ärmsten sind die Schnellsten beim Deal Geld gegen Leben, sondern die, die wir zur Mittelschicht zählen würden. Ist das Leben offenbar  für die Kleinverdiener ein besonders großer Reichtum? Für Ältere mehr als für Jüngere, die viel schneller bereit wären ein Lebensjahr zu streichen, weil bei vermeintlich noch fünfzig folgenden Jahren es auf ein Jahr mehr oder weniger nicht ankommt. Lebensgier gegen Lebensgeiz.  

Männer trennen sich leichter vom Leben als Frauen. Sie erinnern sich an das alte Spiel mit Rudi Carrell „Am laufenden Band.“ Geschenke für eine Million Euro. Ein dickes Auto, ein Haus am See, Urlaub satt, Rente egal. Und dann kommt am Ende des Bandes das Fragezeichen. Und sie wissen nicht was es bedeutet. Es ist der Reichtum des letzten Jahres. Sie treffen das Glück Ihres Lebens, sie hören die beste Geschichte, die ihnen je erzählt wurde, sie treffen alle Ihre Lebensfreunde wieder, sie verzeihen und ihnen wird verziehen, sie finden am Ende das, was sie immer suchten, die innere Ruhe, jene Gelassenheit, die nie einkehren wollte. Jenes Glück am Ende eines Tunnels, das dass ganze Leben noch einmal in ein grelles Licht setzt. Das wollen sie versäumen für einen Haufen Geld? Ein Trost noch. Dass, was zwischen Himmel und Erde ist, hat keinen Preis, ist nicht verhandelbar, kann nicht getauscht werden. Darüber mit demjenigen nachzudenken was das sein könnte, ist der eigentlich große Deal. 

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